Das österreichische Beherbergungs- und Gaststättenwesen im regionalen Vergleich

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Abstract

Im Rahmen einer vom Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit beauftragten Studie "Das
österreichische Beherbergungs- und Gaststättenwesen im regionalen Vergleich" hat das WIFO
zur Darstellung tourismusspezifischer Unterschiede sowie zur Analyse der unterschiedlichen
Entwicklungspfade der österreichischen Tourismusregionen ein spezifisches Kennzahlensystem
entwickelt. Es basiert auf Verknüpfungen verschiedener Kenngrößen aus einer Sonderauswertung
der Leistungs- und Strukturerhebung für die Jahre 2002 und 2005.
Die Indikatoren zeigen eine regional differenzierte Dynamik der Bruttowertschöpfung des gesamten
Beherbergungs- und Gaststättenwesens im Zeitraum 2002 bis 2005:
• 16 der 35 erfassten Regionen konnten ihren Marktanteil an der österreichweiten
Bruttowertschöpfung steigern (Linz−Wels +11,5%, Steyr−Kirchdorf +8,6%, Außerfern +6,2%).
Die größten Marktanteilseinbußen verzeichneten das Südburgenland (−7,7%), das Traunviertel
(−7,5%) und das Nordburgenland (−7,1%).
• Ein Vergleich der Dynamik der Bruttoinvestitionen je Arbeitskraft mit der Marktanteilsentwicklung
der Bruttowertschöpfung zeigt, dass in den Regionen mit Marktanteilsverlusten
weitgehend auch die Investitionsintensität rückläufig war bzw. unter dem ÖsterreichDurchschnitt
lag. Für die Regionen mit Marktanteilsgewinnen war das Bild weniger ausgeprägt:
Hier standen einander gleich viele Regionen mit über- und unterdurchschnittlicher
Entwicklung der Investitionsintensität gegenüber.
• Ein deutlicher Zusammenhang ist zwischen Produktivitäts- und Marktanteilsentwicklung zu
erkennen: In vielen Regionen gingen überdurchschnittliche Produktivitätssteigerungen
mit Marktanteilsgewinnen einher, während Nachteile in der Produktivitätsentwicklung mit
Marktanteilsverlusten verbunden waren. Die Produktivitätsdynamik ist somit eine Schlüsselgröße
für die Marktanteilsentwicklung.
Der Erfolg einer Tourismusregion − hier verstanden als Steigerung des Marktanteils der Bruttowertschöpfung
− hängt von einem Bündel von Faktoren ab, die sich zum Teil nicht isolieren
lassen und einander großteils gegenseitig beeinflussen. Der zusammengefasste Effekt einer Intensivierung
der Erfolgsfaktoren schlägt sich weitgehend in einer Steigerung der Produktivität
und des Marktanteils nieder.
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Im Einzelnen sind folgende Maßnahmen zu nennen, die die regionale Entwicklung stimulieren:
• Betriebsgrößenorientierte Erweiterungsinvestitionen und qualitätsverbessernde Investitionen:
Die Steigerung der Investitionsintensität ist eine wichtige regionale Erfolgsstrategie.
Investitionen liefern die Grundlage für das Erreichen einer wettbewerbsfähigen Betriebsgröße,
für Qualitätsverbesserungen und notwendige Modernisierungen, welche die Voraussetzung
für Produktivitätssteigerungen sind und eine Kostensenkung ermöglichen.
Dadurch entsteht ein Spielraum für zusätzliches Investitionspotential, das wieder die
Wettbewerbsposition verbessert und die Marktanteilsentwicklung nachhaltig positiv stimuliert.

• Innovationen und die Einführung neuer Technologien sind im Tourismus häufig auf Vertrieb
und Organisation konzentriert und zumeist mit der Verbesserung der Standards oder
der Einführung neuer spezifischer Instrumente im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien
verbunden. Eine Forcierung der Innovationstätigkeit bildet die
Grundlage für Produktivitätssteigerungen und eine Verbesserung der Wettbewerbsposition.

• Die Aufwertung des Humankapitals erleichtert den Einsatz neuer Strategien, die Umsetzung
von Innovationen und die Einführung neuer Technologien. Qualifiziertes Humankapital
steht für bessere Service- und Produktqualität und höhere Kundenzufriedenheit. Insgesamt
verfügen Betriebe mit qualifiziertem Humankapital über die Grundlage, steigende
Skalenerträge sowie in der Folge positive Entwicklungsprozesse auszulösen.
• Die Bildung größerer integrierter Tourismusdestinationen mit hoher Tourismusintensität
stimuliert den Wettbewerb. Eine Zunahme der Innovationsintensität, Kosteneinsparungen
und eine Steigerung der betrieblichen Effizienz sind die Folge. Im Regelfall verfügen grö-
ßere Destinationen mit hoher Tourismusintensität auch über eine höhere Zahl attraktiver
und differenzierter Produkte sowie über eine längere Wertschöpfungskette als kleinere
Destinationen mit geringer Tourismusintensität, sodass eher (betrieblich) interne und (betrieblich)
externe Skalenerträge erzielt werden können. Größere Destinationen können
leichter Saisonschwankungen ausgleichen bzw. ein ganzjahresorientiertes Angebot bereitstellen,
zumal das Festhalten an einsaisonalen Strukturen (das gilt insbesondere für die
Seengebiete) mit Wettbewerbsnachteilen verbunden sein kann.
Original languageEnglish
PublisherWIFO - Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Publication statusPublished - Oct 2008

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